HAWK prämiert Forschungsergebnisse bei Preisverleihung in Hildesheim
Insgesamt vergab das Gleichstellungsbüro 5 Preise für richtungsweisendes Engagement in der Genderforschung. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Sabine Foraita und einem Festvortrag von Prof. Dr. Michelle Christensen, zu dem Thema „Gender and Design – Per/Forming Critique“ startete das Präsidium die Preisvergabe: „Mit den Preisverleihungen der letzten Jahre konnten wir innovative Lehrkonzepte, Forschungsprojekte und Abschlussarbeiten würdigen. Das breite Spektrum der eingereichten Arbeiten zeigt wieder die thematische Vielfalt der Genderforschung an der HAWK“, unterstrichen Prof. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin Studium und Lehre, und Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer, im Namen des HAWK-Präsidiums.
HAWK-Preis Genderforschung 2025 – Kategorie Lehrkonzept
Für sein Lehrkonzept „Queer History und Queerfeindlichkeit“ erhielt Prof. Dr. Julian Sehmer von der Fakultät Soziale Arbeit in Holzminden den HAWK-Preis für Genderforschung 2025 in der Kategorie Lehrkonzept. „Sie, Prof. Sehmer, haben etwas Seltenes geschaffen mit ihrem außergewöhnlichen Lehrkonzept: Sie haben wissenschaftliche Tiefe mit gesellschaftlicher Relevanz verbunden, regten zum Denken an und eröffneten hier Erfahrungsräume, die Studierende ebenso wie die Öffentlichkeit berührten“, würdigte Prof. Katja Scholz-Bürig den Preisträger mit der Laudatio der Jury. Das Lehrprojekt war Teil des Themenmonats „Queere Perspektiven“, der an der Fakultät Soziale Arbeit in Holzminden in diesem Jahr stattfand. Im Zentrum stand eine von Julian Sehmer kuratierte Ausstellung, die queere Geschichte in Deutschland erzählt – von frühen Kämpfen um Sichtbarkeit über die Verfolgung im Nationalsozialismus bis hin zu heutigen Bewegungen für Vielfalt und Gleichberechtigung.
Ein zweiter Teil des Lehrkonzepts widmet sich den gegenwärtigen Formen von Queerfeindlichkeit. „Anhand von Forschungsergebnissen, Medienanalysen und Fallbeispielen konnten gesellschaftliche Entwicklungen sichtbar gemacht werden: Polarisierungen im öffentlichen Diskurs, Hass im Netz, Gewalt gegen queere Menschen – aber ebenfalls Formen des Widerstands, der Solidarität und des Empowerments. Die Studierenden setzten sich mit strukturellen wie individuellen Dimensionen von Diskriminierung auseinander und entwickelten ein vertieftes Verständnis für die Bedeutung von Parteilichkeit, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit“, so die Laudatorin. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.
HAWK-Preis Genderforschung 2025 – Kategorie Forschungsprojekt
In der Kategorie „Forschungsprojekte“ hat sich die Jury entschieden, zwei eingereichte Projekte auszuzeichnen und das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro auf je 1500 Euro aufzuteilen. Prof. Dr. Wolfgang Viöl überreichte die Urkunden an die Professorinnen Dr. Seda Rass-Turgut und Dr. Viviane Schachler von der Fakultät Soziale Arbeit in Holzminden. Professorin Dr. Viviane Schachler untersuchte den Themenschwerpunkt „Frauenbeauftragte in Werkstätten – Stimme, Schutz und Teilhabe für Frauen mit Behinderung“. „Das Projekt verbindet Forschung, Empowerment und Praxis auf ganz vorbildliche Weise. Es gibt Frauen mit Behinderung nicht nur eine Stimme, sondern stärkt ihre Selbstvertretung und ihr Recht auf Schutz vor Gewalt. Frauen mit Behinderung werden nicht als Forschungsobjekte, sondern als Expertinnen in eigener Sache beteiligt“, zitierte Viöl die begeisterte Jury. „Es zeigt eindrucksvoll, dass Forschung nicht nur Wissen schafft, sondern auch gesellschaftliche Transformation anstoßen kann – ganz im Sinne einer inklusiven Zukunft.“
Im Mittelpunkt der Forschung der 2. Preisträgerin Professorin Dr. Seda Rass-Turgut stand die Frage, wie lokale Verwaltungen in der Türkei angesichts massiver Fluchtbewegungen Zugehörigkeit, Schutz und Teilhabe für Geflüchtete gestalten. „Professorin Rass-Turgut zeigt, dass Kommunen über das Konzept des „hemşehri hukuku“, also des Mitbürger*innenrechts, neue Formen lokaler „Citizenship“ schaffen, die über nationale Grenzen hinausweisen. Diese kommunalen Praktiken machen sichtbar, dass Geschlecht, Migration und Zugehörigkeit untrennbar miteinander verwoben sind“.
HAWK-Preis Genderforschung 2025 – Kategorie Dissertation
Für ihre Dissertation „Social and Cultural Factors Affecting the Involvement of Male educators in Early Childhood Education: A Cross-Cultural Study“ an der Fakultät Soziale Arbeit in Hildesheim erhielt Halah Gaber Elkarif den Preis für Genderforschung. „Die Dissertation von Halah Elkarif untersucht die sozialen und kulturellen Einflussfaktoren, die die Berufswahl und den Zugang männlicher pädagogischer Fachkräfte zum Feld der frühkindlichen Bildung in Deutschland beeinflussen“, so Laudator Wolfgang Viöl. Ein Thema, das seit längerem zwar international zur Diskussion stehe, aber noch nicht ausreichend intensiv erforscht werde. „Im Zentrum der Arbeit von Halah Elkarif steht die komplexe Verschränkung von Gender, kulturellem Hintergrund sowie Migrationserfahrungen, und wie diese Faktoren die Entscheidungen, Perspektiven und die berufliche Positionierung männlicher pädagogischer Fachkräfte in einem traditionell weiblich dominierten Berufsfeld prägen“, so die Jury. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert.
HAWK-Preis Genderforschung 2025 – Kategorie Bachelor/Master-Arbeit
„Sie haben die Geschlechterforschung im Gesundheits- und Ausbildungsbereich auf ein beeindruckend hohes Niveau geführt“, lobte Prof. Katja Scholz-Bürig die Preisträgerin Ciris Gonçalves von Strasser. Für ihre Abschlussarbeit an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen „Becoming a Midwife – Navigating Power, Violence, and Transition in Midwifery Education: A Scoping Review“ konnte sie nicht nur ihr Abschlusszeugnis des Bachelorstudienganges Hebammenwissenschaft in den Händen halten, sondern erhielt jetzt auch als Nachwuchswissenschaftlerin den Preis der Genderforschung der HAWK. „Die Preisträgerin untersuchte mit großer Klarheit und Engagement, wie Geschlechterhierarchien in der Hebammenausbildung entstehen und weiterwirken. Dabei wird deutlich, wie eng Körper, Profession und Geschlecht in der Geburtshilfe miteinander verflochten sind. Diese Zusammenhänge sind von großer Bedeutung“, so die Jury. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert.
Die Preisgelder sind zweckgebunden für:
- Die Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit
- Die Realisierung von Publikationen (Druckkostenzuschuss)
- Die Einstellung von studentischen Hilfskräften für die Umsetzung von Lehrkonzepten
Die Jury bestand in diesem Jahr aus:
- Prof. Dr. Franziska Rein, Universität Hildesheim
- Prof. Dr. Anja Henningsen, HAW Kiel
- Prof. Dr. Uta Brandes, ehemals Köln International School of Design
Und als beratendes Mitglied: Hauptberufliche Gleichstellungsbeauftragte der HAWK Nicola Hille
Ausblick: In 2 Jahren wird die nächste Preisverleihung am Standort Göttingen an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit stattfinden
Kontakt
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